Nationalsozialistischer Weihnachtskult

WHW-Spende (1936/37): Türplakette

Der nationalsozialistische Weihnachtskult zielte darauf, die NS-Ideologie auf deutsche Weihnachtsbräuche zu übertragen. Die nationalsozialistische Propaganda sollte den Einfluss des christlichen Glaubens auf die Volksgemeinschaft zurückdrängen.[1] Nach Ansicht des Psychologen Wilfried Daim sollte anstelle Jesu Christi Adolf Hitler die Rolle des Messias und Welterlösers einnehmen.[2] Der nationalsozialistische Weihnachtskult verband patriotische, „jugendbewegte“ und völkische Weihnachtsmystik,[3] vermeintlich aus der germanischen Mythologie entliehene Symbolik[3][4] sowie übersteigerte Mütter-[5] und Heldenglorifizierung.[6]

Die germanisierte Ausdeutung der Weihnacht stand zu Beginn besonders im Interesse germanophiler Kreise innerhalb der SS, des Amts Rosenberg und der Volkskunde. In der Vorkriegszeit beeinflusste das Propagandaministerium über das Winterhilfswerk des Deutschen Volkes das Weihnachtsfest. Es wurde vor der Bevölkerung als „Fest des ganzen Volkes […] über Klassen, Stände und Konfessionen hinweg“ inszeniert.[3] Während des Zweiten Weltkrieges vereinnahmte die nationalsozialistische Führung das Weihnachtsfest für die Kriegspropaganda. Der Versand von Feldpostpäckchen, die Produktion und Ausstrahlung von sogenannten Weihnachtsringsendungen im Rundfunk sowie die Ausrichtung von Weihnachten als Fest der Helden- und Totenverehrung gehörten zum festen Bestandteil in jenen Jahren.

Trotz aller Bemühungen gelang es in weiten Teilen der Bevölkerung nicht, das traditionelle christliche Weihnachtsfest zu verdrängen.

  1. Foitzik: Rote Sterne, Braune Runen. S. 122.
  2. Wilfried Daim: Der Mann, der Hitler die Ideen gab: Von den religiösen Verirrungen eines Sektierers zum Rassenwahn des Diktators. Isar-Verlag, München 1958, S. 216 f. Neuauflage unter dem Titel: Der Mann, der Hitler die Ideen gab: Jörg Lanz von Liebenfels. VMA-Verlag, Wiesbaden 2000, ISBN 3-928127-73-X.
  3. a b c Doris Foitzik: Weihnachten. In: Francois Etienne, Hagen Schulze (Hrsg.): Deutsche Erinnerungsorte. Band 3, C.H. Beck, München 2001, ISBN 3-406-47224-9, S. 161–162.
  4. Cornelius: Genese und Wandel. S. 21 f.
  5. Judith Breuer, Rita Breuer: Von wegen Heilige Nacht. S. 91.
  6. Esther Gajek: Weihnachten im Dritten Reich: Der Beitrag von Volkskundlern an den Veränderungen des Weihnachtsfestes. (Ethnologia Europaea, Band 20). 1990, S. 133 f.

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